- STORMARNER TAGEBLATT
- vom 16. Januar 2013
Wenn aus Douglasien Kunst wird
Notwendige Baumfällung am Haus am Schüberg mündet in ein großes Projekt
/ Eine Tankstelle aus Holz und andere Skulpturen

Spendenübergabe (v. l.): Dr. Peter Hohn und Hermann
Dust von der Sütterlinstube übergaben 5000 Euro an
Dietrich Albrecht und Axel Richter (r.) vom Haus am
Schüberg, um das geplante Kunstprojekt zu unterstützen.
(2. v. r.) ist Dirk Ebhardt, der die Fällaktion leitet.
Foto: meier
Von Jens Peter Meier
Ammersbek.Beim Haus am Schüberg in Ammersbek röhren die
Motorsägen. Baumkletterer erklimmen schwindelnde Höhen, um 18 Douglasien von
etwa 25 Metern Höhe vor ihrer Fällung zu entasten. „Die Bäume haben ihr
Lebensalter erreicht, sie müssen gefällt werden, bevor sie eine Gefahr bilden”,
sagt Axel Richter, der künstlerische Leiter des Hauses. Die Aktion ist das
Vorspiel für ein Kunstprojekt, das im Juni beginnen soll. Drei Bildhauer werden
aus dem Holz Skulpturen und Kunstobjekte anfertigen, die schließlich in
Ammersbek ihren Platz finden werden.
Möglich macht das eine Spende des gemeinnützigen Vereins Sütterlinstube in
Hamburg. Er befasst sich mit der Übertragung alter Schriften wie Sütterlin in
heute lesbare Texte. Diese Arbeit leisten vor allem Senioren wie die Bewohner
des Altenzentrums Ansgar in Hamburg-Langenhorn. „Wir haben aus alten Briefen
schon ein deutsch-jüdisches Dokumentationsdrama zusammengestellt”, sagt
Vereinsvorsitzender Dr. Peter Hohn, „es wurde an den Kammerspielen aufgeführt.”
Die Ehrenamtler arbeiten auf Spendenbasis, und die fließen dafür gut. „Im
letzten Jahr konnten wir 20 000 Euro verzeichnen”, sagt Kassenwart Hermann Dust.
Ein Vereinszweck ist die Altenhilfe. „Deshalb haben wir unter anderem ein
Spezialbett für einen Dekubitus-Fall mit gut 8000 Euro finanziert”, so Dust
weiter.
Zweites Vereinsziel aber ist die Förderung von Kunst und Kultur. Und dadurch kam
das Haus am Schüberg mit seinen vielfältigen künstlerischen Aktivitäten ins
Spiel. Übers Internet wurde der Verein darauf aufmerksam und beschloss, ein
Kunstprojekte im Haus mit 5000 Euro zu unterstützen. Und Axel Richter hat schon
konkrete Pläne. „Vom 4. bis zum 17. Juni werden hier drei Holzbildhauer in einem
Symposium mit dem Holz der Douglasien arbeiten”, kündigt er an.
„NetzWerk Sehnsucht” hat Axel Richter das große Projekt genannt, das insgesamt
etwa 12 500 Euro kosten soll. Der Projekttitel ist eine „Friedensaussage”,
erklärt er weiter, „denn durch Sehnsucht und Begegnung fühlt man sich erst als
Mensch”. Daran beteiligen sich die Künstler Nicola Dormagen, Roger Rigorth und
Uwe Schloen. Letzteres plant bereits den Bau eine Tankstelle aus dem Rohstoff
Holz.
Ihre Arbeiten werden an verschiedenen Orten in Hamburg temporär aufgestellt.
Vorgesehen sind dafür zunächst der Vorplatz des Loki-Schmidt-Hauses im
Botanischen Garten Klein Flottbek, das Südschiff der Hauptkirche St. Jacobi und
der Vorplatz der St. Pauli-Kirchengemeinde. Weitere Orte sind in Planung, ihr
endgültiges Domizil sollen sie in Ammersbek finden.