- Hamburger Wochenblatt
- vom 18. Februar 2015
Schrift übertragen und dabei helfen
Sütterlin-Stube verteilt
Spenden an soziale Einrichtungen

Gabriele Harloff und Birgit Fenner (3. u. 4.v.l.) freuen
sich über den symbolischen Scheck, den Hermann Dust
in Sütterlin ausgefüllt hat Foto: Nowatzky
Langenhorn / St. Georg
Eine fast vergessene Schrift zu entziffern und in lateinische Buchstaben zu
übertragen – dafür gibt es in Hamburg eine Adresse. Die Sütterlin-Stube in
Langenhorn arbeitet mit ihren rund 20 Mitgliedern das ganze Jahr an alten
Texten, überträgt Tagebücher, Briefe oder andere historische Dokumente. Das
kostet Zeit, zum Teil sehr viel Zeit, Anfragen kommen aus der ganzen Welt.
Verdienen wollen die Überträger daran nicht, aber Gutes tun, so haben sie es
sich in die Satzung geschrieben.
Kleiner Obolus fällig
Deshalb bitten sie für Übertragungen um angemessene Spenden. Mit dem
gespendeten Geld unterstützen sie wiederum Altenpflege- und hilfe, und spenden
für Kunst und Kultur. „Rund 30.000 € haben wir im vergangenen Jahr
entgegengenommen, über 90 Prozent davon können wir weitergeben”, so Kassenwart
Hermann Dust. Wenn die Kosten für Druckerpatronen und anderes abgezogen sind,
bleibt ihm so eine großzügige Summe, über deren Verteilung der Vorstand
gemeinsam entscheidet. Neben dem Altenheim Ansgar, in dem die Schriftkundigen
sich regelmäßig treffen, werden mit den Spenden unter anderem das Rauhe Haus,
verschiedene Altenheime, die Hospizarbeit und ein Behindertenheim unterstützt,
dazu noch die Restauration alter Bücher und der Rickmer Rickmers.
Auch die Tagespflege der Diakonie in St. Georg profitiert von der ehrenamtlichen
Arbeit der Sütterlinstube. Für die 20 regelmäßigen Besucher kann Leiterin Birgit
Fenner jetzt Stühle und Tische für die Terrasse vor der Tür aussuchen.
Pflegedienstleiterin Gabriele Harloff freut sich schon auf den Frühling: „Die
vergessene Schrift hat für die alten Menschen Spenden erarbeitet”, das findet
sie großartig. „Die meisten unserer Gäste haben sonst keine Möglichkeit, draußen
zu sitzen.” Bisher gab es nur zwei Bänke, zu wenig für die 20 Menschen zwischen
49 und 94 Jahren, die oft hier verweilen. (now)